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E-Gitarre aufnehmen



Nachdem der Mix des Backingtracks soweit steht, geht es nun daran Gitarrenspuren aufzunehmen. Dies können zum Einen elektrische Gitarren sein oder zum Anderen akustische Gitarren, also Mikrofonabnahme.

Hierzu wird im Mischpult eine andere Form von Kanal verwendet, nämlich ein Audiotrack. Dieser funktioniert exakt genauso wie frühere Bandmaschinen oder Tape Decks. Das Ausschlaggebende ist hier zunächst die Qualität des verwendeten Audiointerfaces. Hier kann die Qualität nicht hoch genug sein, da ja auch akustische Gitarren mikrofoniert werden sollen. Allerdings ist eminent wichtig, das dieses Audiointerface einen sogenannten Hi-Z Eingang für E-Gitarren besitzt, normale Line-Eingänge sind für Gitarren ungeeignet.

Ich verwende schon seit einigen Jahren ein Universal Audio Apollo TwinX Audiointerface, bin sehr zufrieden damit und kann es nur weiterempfehlen. Allerdings sollten auch alle anderen Komponenten vor dem Audiointerface stimmig sein. So blöd sich das jetzt anhört, aber bitte vor Aufnahme die Stimmung der Gitarre nochmals checken. Und in jedem Fall mit neuen oder fast neuen Saiten aufnehmen. Ich selber habe diesen Grundsatz auch oft genug ausser Acht gelassen und wurde postwendend eines Besseren belehrt.

Ein Sprichwort in der Branche besagt: Shit in Shit out, klingt wieder blöd stimmt aber. Wenn nach stundenlangem Recording endlich das Solo mit der Gitarre perfekt aufgenommen ist und sich beim Mastern herausstellt, das die Gitarre verstimmt war und sich mit anderen Instrumenten "beisst" dann würde man sich am Liebsten auch wo reinbeissen. Auch bitte keine alten verhundsten Kabel verwenden, welche Knistergeräusche haben oder Radio Moskau empfangen. Sind diese Voraussetzungen alle erfüllt, kann die Aufnahme beginnen.


Die Gitarre wird über den HI-Z Eingang mit dem Audiointerface verbunden. Frische Saiten, perfekte Stimmung und ein intaktes Instrumentenkabel vorausgesetzt kann es nun losgehen. Die Spur wird scharf geschaltet und das Gitarrensignal ist über die Abhörlautsprecher hörbar. Eine optimale Aussteuerung ist hier essentiell wichtig. 

Am Audiointerface die Aussteuerung so einstellen, das sie immer 3-4 dB unter der 0 dB Marke bleibt, wenn möglich einen Limiter einschalten. Digitale Übersteuerungen sind an jedem Punkt der Aufnahmekette unbedingt zu vermeiden, ganz speziell gilt dies bei Aufahmen, da diese Übersteuerungen nachträglich nicht entfernt und nur sehr schwer kaschiert werden können. Nicht ausser Acht zu lassen ist auch die Latenz, d.h. die Zeitverzögerung zwischen Anschlag der Saite und Hören der Saite über das Aufnahmesystem. Ich arbeite üblicherweise mit 128 Samples Verzögerung, was etwa 5ms entspricht...ein recht ordentlicher Wert, welcher kaum noch wahrnehmbare Verzögerungen verursacht.

Nun wird eine Audiospur im Softwaremischpult erzeugt, welche Audio-Signale aufnehmen kann. Danach wird in diese Audiospur das Gitarrenamp Plug In eingesetzt, ich verwende seit Jahren Vintage Amp Room, für mich mit Abstand das Beste auf dem Markt. Habe Amplitube, Guitar Rig, Revalve und diverse andere Plug Ins, allerdings kommt gegen Vintage AmpRoom bzw. Metal Amp Room keines an. Selbst ein Kemper schmiert hier ab.

Nun kann der Backing Track gestartet werden und man kann die Gitarre dazu spielen. Dies geschieht am Besten über geeignete Studiokopfhörer wie z.B AKG K702, Earpads oder DJ Kopfhörer sind hier eher untauglich. Danach stellt man die Laustärken so ein, das man einerseits den Rhytmus klar erkennen kann und adererseits auch die Gitarre. Idealerweise alle Instrumente die nicht unbedingt notwendig sind abschalten wie z.B Synthesizerflächen, Streicher und dergleichen. Die Gitarre soll auf den Punkt eingespielt werden und hierzu mus man den Rhythmus klar erkennen. Alternativ kann man auch nur mit Klicktrack (Metronom) einspielen. 

Nun muss noch ein passender Ampsound her, Gitarrenverstärkersimulationen bieten hier ein Rundumsorglospaket mit allen nur erdenklichen Schikanen. Allerdings sollte man sich nicht blenden lassen, viele benutzen die Effekte dazu Schwächen der eigentlichen Ampsimulation zu verdecken. Deswegen einfach alle Effekte bis auf ein wenig Reverb raus und dann den Grundsound des Amps in die Richtung trimmen wie man möchte. Erst wenn dieser sich klanglich in den Backingtrack einfügt, kann man mit Effekten experimentieren..wie immer nicht immer hilft viel auch viel.

Ich verwende Reverb und Delay nur sehr unterschwellig, sodass man sie deutlich hört wenn die Gitarre alleine gespielt wird, sie aber nicht mehr im Mix hört. Wobei bei der Aufnahme nur das Allernötigste an Effekten aktiv sein sollte...und NIEMALS Effekte mit aufnehmen!!!


Da für eine perfekte Gitarrenspur erfahrungsgemäß sehr viele Versuche notwendig sind, ist es ratsam eine große und schnelle Festplatte zu verwenden, denn 1 Minute Audio in Stereo brauchen nunmal eben satte 10 MB Speicherplatz auf der Festplatte. Rechnet man nur 2 Gitarrenspuren eines Songs mit 3'30 Länge und jeweils 10 Versuchen so ist man schnell bei 660 Mb..nur für 2 Gitarren.

Die Gitarren werden ohne Effekte auf die Festplatte aufgenommen, hört man sich diese Signal "nackt" an, klingt es meistens fürchterlich. Alle auf der Aufnahme zu hörenden Effekte werden vom Rechner, bzw. von Logic Studio erzeugt. Da es sich um sehr rechenintensive Effekte handeln kann, wie Reverb, Delay, Modulationseffelte und Klangregelstufen ist schon ein flotter Rechner vorteilhaft, Vintage Amproom verbraucht für eine Gitarrenspur dann schonmal locker 12% der Rechnerleistung. Es gilt immer das Beste an PC-Hardware zu kaufen was der Markt her gibt, an die Grenzen stösst man schneller als man denkt. Mehr ist zur Aufnahme eigentlich nicht zu sagen.



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