Amp-Modelling
Vorwort
Gerade wenn es um den Einsatz anderer soundbildender Maßnahmen als der guten, alten Röhre geht, sagte man der Spezies Gitarrist bisweilen eine gewisse, ureigene Skepsis nach. Verstärker, deren Klangerzeugung auf Transistor- bzw. Mos-Fet-Schaltungen basierten, entlockten den meisten Gitarreros oft nicht mehr als ein müdes Gähnen. Lediglich die Fans von Funk- und Jazzsounds schätzten die ultracleanen Klangeigenschaften von Transistoramps. Der eben beschriebene Status Quo blieb uns über viele Jahre erhalten und sollte sich erst in den 90ern ändern, dem Jahrzehnt in dem der Computer seinen Siegeszug antrat und große Innovationen im Digital-Business zum Alltag gehörten. Ständige Fortschritte in Sachen Miniaturisierung und Rechenleistung sorgten dafür, dass Computer-Chips fortan in allen möglichen und unmöglichen Dingen zu finden waren. Und man kann sich vorstellen, dass dieser Entwicklungsprozess auch an der Musikinstrumentenindustrie nicht spurlos vorüber gegangen ist!
Der größte Einschnitt in die Welt der Saitenfreunde firmiert unter dem Namen Amp Modeling. Egal ob man es nun COSM, VAMS, REMS oder meinetwegen auch CAD nennt, die Technik unterscheidet sich nur in der Ausführung. Das virtuelle, sprich digitale Nachbilden der Klangeigenschaften der bekanntesten und begehrtesten „Echtamps“ der Welt unter der Zuhilfenahme modernster Prozessor-Technik.
Um möglichst authentische Klangresultate zu erzielen, karrten die Herren Ingenieure zunächst einmal die heißesten Klassiker der Amp-Szene in ihre Labors und versuchten den Boliden eine Art digitalen Fingerabdruck abzunehmen. Hierbei kann man die Aktivitäten der Techniker in drei unterschiedliche Bereiche einteilen: Verstärker-, Boxen- und Gitarrensimulationen.
Mittlerweile ist die Zeit natürlich nicht stehen geblieben und moderne Modeler haben heute – vergleichbar mit den angesagten Digitalkameras – eine deutlich „höhere Auflösung“. Seit geraumer Zeit gibt es Software Amp-Modeling auf derart hohem Niveau, das selbst eingefleischte "Analog-Gitarristen" den Hut vor dieser Technologie ziehen.
Amp-Simulation
Das Nachbilden eines Amps ist also nichts anderes als das Übersetzen der Klangeigenschaften der angesagtesten analogen Ampdesigns der letzten Jahrzehnte in den Cyberspace. Der Vorteil dieses Unterfangens liegt auf der Hand: Durch das clevere Ausnutzen digitaler Schaltkreise erhält man ein
All In One Gerät mit einem Klangspektrum, von dem man bisher nur träumen konnte. Da es Mr.Chip dabei vollkommen egal ist, ob er jetzt einen Fender Twin Reverb oder einen Mesa Rectifier simulieren soll, liegt dem gewogenen Gitarristen/Bassisten per Knopfdreh die große, weite Welt der Gitarrenamps zu Füßen. Und das ohne Schlepperei und Kontoüberziehen.
Und trotz der eben schon beschriebenen Vorurteile der meisten Gitarristen gegenüber allem, was nicht Röhre ist, traten Modeling-Amps und Boards - dank ihrer wirklich hervorragenden klanglichen Möglichkeiten - einen überwältigenden Siegeszug an. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Technik leistete die einfache Bedienoberfläche der meisten Geräte. Amps im gewohnten Erscheinungsbild appellierten an das Urvertrauen des Musikers und machten auch Skeptiker zutraulich. Da auch das Studieren von dicken Handbüchern entfiel, konnte man seine Gitarre wie gewohnt einklinken und loslegen.
Doch das Ganze hatte noch einen weiteren, großen Vorteil. Wer schon einmal versucht hat den Sound seines Amps mit einem Mikrofon abzunehmen, um ihn so aufs Band oder die Festplatte zu bannen, der weiß was jetzt kommt!
Ohne die nötige Erfahrung und eine angemessene akustische Umgebung (beim Homerecording auch gefügige Nachbarn...) sind die Ergebnisse solcher Recording-Sessions nämlich oftmals mehr als mäßig. Doch das muss nicht sein, denn es gibt ja Amp-Modeler! Und genau jetzt kommt Phase zwei ins Spiel: Das Simulieren von Boxentypen aller Art. Egal ob 1x 12´ oder 4x 12´ Box- auch im Nachbilden der Klangeigenschaften von Kabinetts jedweder Bauart, leisteten die Ingenieure ganze Arbeit.Sogar die Mikrofonpositionierung lässt sich bei vielen Geräten frei wählen, was zu einer absoluten Erweiterung des Soundspektrums der einzelnen Amp-Modelle führt.
Selbst in Profistudios greift man, ob der praktischen Arbeitsweise, mehr und mehr auf die überzeugenden Line-Signale der virtuellen Klangerzeuger zurück. Doch nicht nur im Recordingbetrieb kann die authentische Speaker-Simulation hervorragende Dienste leisten. Auch Live On Stage lässt sich der Sound nämlich, durch einfaches Einklinken in das P.A System, problemlos einer breiten Masse zugänglich machen!
Gitarreneffekte
Um das Angebot abzurunden, haben die meisten Amp-Modeler einen zusätzlichen digitalen Effektprozessor an Bord. Von Standard-Raumsimulationen wie Reverb und Delay, bis hin zu Effekten wie Chorus, Flanger, Phaser ist alles am Start. Aber auch Kultiges wie Wah-Wah und Tremolo haben die meisten ´Einheiten´ zu bieten. Da alle Effekte auf digitaler Basis arbeiten, lässt die Qualität nichts zu wünschen übrig. Rauschen verboten! Viele Modeler im Floorboard Design warten mit einem zusätzlichen, sogenannten Expression-Pedal auf, das sich mit unterschiedlichen Funktion belegen lässt.
Es dient unter anderem dazu das Wah-Wah authentisch zu bedienen, während des Spiels Effektparameter zu verändern, Feedback-Effekte abzurufen oder das Mastervolumen zu regeln. Aber auch Besitzer von Modelern im Amp Format müssen auf diese Funktionen nicht verzichten.
Aufwendig ausgestattete Stageboards sorgen bei vielen Produkten für den nötigen Bedienkomfort. Es dient unter anderem dazu das Wah-Wah authentisch zu bedienen, während des Spiels Effektparameter zu verändern, Feedback-Effekte abzurufen oder das Mastervolumen zu regeln. Aber auch Besitzer von Modelern im Amp Format müssen auf diese Funktionen nicht verzichten, denn aufwendig ausgestattete Stageboards sorgen bei vielen Produkten für den nötigen Bedienkomfort.
Fazit:
Moderne Software Amp-Modeler bieten heute mehr als man wohl je brauchen wird. Jedoch öffnet diese Vielfalt an Möglichkeiten völlig neue Horizonte. Nur mal die Möglichkeit des Reampings betrachtet zeigt, wie genial diese Technologie doch eingesetzt werden kann. Wollte man früher eine Tretmine auf der Aufnahme haben, musste man sie gleich beim Einspielen mit aufnehmen..und wehe wenn das Setting nicht stimmte. Die Technik entwickelt sich weiter und wir Gitarristen sollten uns mit ihr entwickeln.